Kurzgesagt, dies ist ein Nachruf. Von einem "Heisl". Auf einen Baum. Eine retrospektive Todesanzeige. Auf eine große, schöne, schatten spendende Pappel die symbolisch stehen (bzw. fallen) muss für den Umgang der Stadt Wien sowie von BIG und ARE (die den Prozess praktisch gestalten) mit natürlichen Ressourcen in Form von Altbaumbeständen im "Village im Dritten". Ebenso für den Umgang mit bestehenden, gewachsenen Ökosystemen, vertreten noch durch eine einsam schreiende Schleiereule, die bei jeder Fällung erneut die Nachbarschaft umfliegt. Wir könnten ihr hier einen Namen geben, aber das wäre wohl sinnlos, im "Village im Dritten" hat es sich für sie inklusive einer großen Menge anderer Biodiversität wohl dank der Weisheit unserer Lokalpolitik absehbar bald ausgeschrien. Und die Umweltanwaltschaft der Stadt die all das nicht für schützenswert hält, außer in Einzelfällen lächerlich klein wirkende Rückzugesgebiete für als relevant erklärte Tierarten zur Verfügung stellt. Symbolisch auch passend geschehen all diese Fällarbeiten in der größten Hitze des Sommers und weisen den Weg zu breiten Betonpromenaden und mager begrünten, langweiligen Hausfassaden mit fragwürdigem Management an Regenwasser, also alles bereit für die große Hitze und den kühlungsbedingten Energieverbrauch 2050. Und die sozialen Auswirkungen die das haben wird. Also alles richtig gemacht, Stadt Wien? Fragt euch ein "Heisl".
Eine Stadt ist charakterisiert durch dichtere Verbauung, und dementsprechend geringere Begrünung als im Umland. Daran ist vermutlich wenig zu rütteln, möchte man meinen. Jedenfalls sind wir alle dankbar für die Angebote der Stadt, ihre Kultur, die Möglichkeiten durch Konzentration menschlichen Lebens. Und bekanntlich ist es insgesamt umweltschonender konzentriert in die Höhe zu bauen als massiv in der breite Flächen zu versiegeln. Soweit kann man vermutlich übereinkommen. Auch soll ein neuer Park angelegt werden, und mehr Schulen und leistbare Wohnfläche sind grundsätzlich auch positiv.
Aber:
Was wir aber im angeblich zukunftsweisenden "Village im Dritten" sehen ist eine alte, um nicht zu sagen veraltete, fast von staubig vetrocknete Herangehensweise an Stadtplanung, Architektur und den Umgang mit natürlichen Ressourcen. In etwa so trocken wie der Boden in der Hitze des Sommers nun ist, und in Zukunft immer mehr sein wird. Denn die offensichtlichste Methode, Bestände an alten Bäumen zu behandeln wie einen Schatz, ist in der Stadtverwaltung noch nicht angekommen, und den Bauträgern naturgegeben (nicht als Scherz gemeint) schlicht egal. Das Argument der Stadt, es können ja neue Bäume gepflanzt werden. Der neue Park mit Kaltluftreserve! Dass diese 30 oder 40 Jahre benötigen werden um die gleiche Beschattungs oder Kühlleistung erreichen zu können wird geflissentlich ignoriert. Dass das Fasanviertel daneben sowieso extrem heiß ist, auch im Vergleich innerhalb Wiens, und durch die nun folgende dichte Verbauung mit schwacher Fassadenbegrünung ein neuer Hitzepol droht ebenso. Dass die eingesetzten Bäume vermutlich nicht die selbe Wuchshöhe erreichen werden steht zumindest im Raum.
Und daher unser größer Vorwurf: die Planungen beziehen den konkreten Baumbestand, seine Artenvielfalt und konkrete Standorte schlich zu wenig ein. Nehmen das gewachsene Ökosystem nicht als wertvoll wahr, weil dies früher ein Bahnhof gewesen ist. Nicht die Häuser passen sich an den Bestand an, nicht deren Grundriss wird an besonders alte Exemplare angepasst, nein, es wird grundsätzlich Tabula rasa gemacht. Ein Plan, scheinbar erstellt ohne jegliche Kenntnis der natürlich hier vorkommenden Ressourcen, an einem sterilen Architektenarbeitsplatz, wird in absoluter Hybris umgesetzt. Erde mit einem gewachsenen, resilienten Bodenökosystem wird abgegraben. Die verbleibende "Leiche" and vertrocknendem Boden teilweise mit dem Abwasser der Betonmischmaschinen durchtränkt und Altasphalt versetzt. Es ist ja nur Boden. Ein neu entstehender Park wird als vollkommen equivalent zu einer "natürlichen Gstettn" mit ihrer existierenden Biodiversität betrachtet, eine illusorische Annahme.
Leben, auch in der Stadt, wird in Zukunft nur funktionieren, und jedenfalls viel lebenswerter sein, wenn die Natur, und das beinhaltet alle Ebenen des Ökosystems, als realer und tunlichst zu erhaltender Wert miteinbezogen und verstanden wird. Bauen, ist gut, aber um gottes Willen nicht in einem (auch wörtlich zu nehmenden) Kahlschlag.
Ich nehme an ich bin nicht der Einzige bei dem die Medienmacht der Stadt Wien, mit ihrem elendigen greenwashing auf Betonfundament nur mehr Übelkeit erzeugt.
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